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FoeBuD-Newsletter: Ausgabe 006, November 2004

In diesem Rundbrief schreiben wir über die ersten Erfolge unserer Spendenkampagne und über die BigBrotherAwards und ihre (Er)Folge(n). Mit festem Blick auf die zukünftige viele Arbeit haben wir die BIONIC-MailBox abgeschaltet und kündigen etliche spannende Veranstaltungen an.

»Jeder ist seines eigenen Käfigs Schmied« (padeluun)
Newsletter des FoeBuD e.V., Ausgabe 6, November 2004









1) Spendenkampagne läuft erfolgreich an


Die Resonanz auf den ersten Spendenbrief des FoeBuD, der im Oktober verschickt wurde, ist ausgesprochen positiv. Der FoeBuD freut sich, das jährliche Spendenaufkommen seitdem auf 3.000 Euro im Jahr verdoppelt zu haben. Angepeiltes Ziel für 2005 sind 3.000 Euro monatlich. Diese Summe ist notwendig, weil dann zumindest ein kleiner Teil der Arbeit bezahlt werden kann, die mit ehrenamtlichen Kräften einfach nicht mehr zu bewältigen ist.

Der FoeBuD erhält keine öffentlichen Mittel, er muss seine kritische und unabhängige Arbeit selbst finanzieren. Deswegen wird in Kürze und nicht ganz unzufällig in der Weihnachtszeit ein zweiter Spendenbrief folgen, auf das der Weihnachtsmann auch ein paar Taler über dem FoeBuD abwirft. Und auch sonst, auch wenns vielleicht nervt, wird der FoeBuD kaum eine Gelegenheit auslassen, auf die Notwendigkeit von Spenden hinzuweisen.

Den freundlichen Spenderinnen und Spendern möchten wir an dieser Stelle ganz herzlich danken. Sie haben uns viel Mut gemacht!




2) BigBrotherAwards: Das Interesse war so groß wie noch nie

Das fünfte Jahr BigBrotherAwards (BBA): Noch nie war die Resonanz so groß. Der Murnau-Saal der Ravensberger Spinnerei, in den vergangenen Jahren Ort der Preisverleihung, platze am 29. Oktober aus allen Nähten, über 250 Besucher wollten sich die große Gala mit Klavier und Kabarett nicht entgehen lassen. »Im nächsten Jahr werden wir in einen größeren Saal umziehen«, schaut padeluun voraus. Klar ist allerdings schon jetzt: Die Verleihung wird wieder Ende Oktober sein, bleibt real in Bielefeld, wird nicht im Real-Markt stattfinden (RFID!) und virtuell per Live-Stream zu einem globalen Datenschutzereignis.

Überragend auch die Resonanz der Medien: Viele große und auch kleinere Medien machten sich an diesem Freitag auf nach Bielefeld, um zu berichten. Datenschutz werde in der medialen Wahrnehmung zunehmend ernst genommen, stellt Rena Tangens fest. Ein großer Erfolg für den FoeBuD, der in diesem Jahr auch schon mit seiner kritischen Kampagne zur Einführung der RFID-Technik bundesweit für Schlagzeilen und Hintergrundinformationen sorgte. »Inzwischen kommen die Journalisten zu uns, weil sie die Themen spannend finden und an unseren Informationen und unserer Sicht interessiert sind«, freut sich padeluun. Die ´Frankfurter Rundschau` beispielsweise berichtete nicht nur über die Preisverleihung, zusätzlich wurde auf der Dokumentationsseite die Laudatio von Rolf Gössner zum Preis für die Bundesagentur für Arbeit abgedruckt. Auch ´Der Spiegel` und ´Süddeutsche Zeitung` berichteten in der letzten Woche. Und die Wochenzeitung ´Zeit` widmete gleich drei Seiten dem Thema »Wir werden täglich ausgespäht«, inklusive einem Sonderkasten zum BBA-Preisträger Tchibo. [1]

[1] Die Zeit http://www.zeit.de/2004/48/Gl_8asern_neu und ein Kasten zum BBA-Preisträger Tchibo http://www.zeit.de/2004/48/Kasten_Tchibo

Ein Überblick über die BBA-Berichterstattung mit Links zu den Artikeln unter: http://archiv.foebud.org/bba/




3) Im nächsten Jahr auch BigBrotherAwards in Tschechien

Der Journalist Filip Pospisil war ganz begeistert von der Verleihung der BigBrotherAwards. Die perfekte Organisation – über 20 Mitarbeiter des FoeBuD sorgten für einen reibungslosen Ablauf vor, während und nach der Gala – und die breite Zusammenarbeit von Datenschutzvereinigungen, Menschen- und Bürgerrechtsinstitutionen beeindruckten ihn während seines dreitägigen Aufenthalts. Die tschechische Menschenrechtsorganisation Iuridicum remedium, der Pospisil angehört, plant für das kommende Jahr, auch in Tschechien erstmalig BigBrotherAwards zu verleihen. Damit würde der Preis bereits in 15 europäischen Ländern verliehen.

Iuridicum remedium im Netz: http://www.iure.org

Unabhängige Arbeit braucht unabhängiges Geld. Dem FoeBuD ist es gelungen, RFID in Deutschland zum Thema zu machen. Spenden Sie. Konto 2129799, Sparkasse Bielefeld, Blz 480 501 61




4) BigBrotherAwards: Die Gala für die Datenkraken des Jahres

Ende Oktober in Bielefeld: Die BigBrotherAwards Deutschland wurden in einer großen Gala verliehen. [1] Bereits zum fünften Mal vergab der FoeBuD die bei den Gewinnern ungeliebten Preise für Personen und Unternehmen, die durch besonders negativen Umgang mit Daten aufgefallen sind.

Bundesagentur für Arbeit: Daten der künftigen Arbeitslosengeld II-Empfänger nicht geschützt

In diesem Jahr ermittelte die Jury [2] aus über 250 Vorschlägen -- so viele wie noch nie -- acht Preisträger in verschiedenen Kategorien. Bei »Behörden & Verwaltung« sahnte die Bundesagentur für Arbeit ab: Sie erhielt einen Award für ihre »inquisitorischen« Fragebögen zum Arbeitslosengeld II. Um die Kontrolle zu perfektionieren, greife die Agentur auch auf »Antiterror«-Gesetze zurück, erklärt Jury-Mitglied Rolf Gössner in seiner Laudatio. Alle Geldinstitute müssen ab 2005 über eine Computer-Schnittstelle Informationen über sämtliche Konten aller Kunden zum Abruf bereithalten. »Hausbesuche«, die die Bundesagentur zur Überprüfung von Vermögensangaben und Wohnverhältnisse zukünftig durchführen will, dürfte es ohne Einwilligung der Betroffenen eigentlich gar nicht geben. Wer diese aber verweigere, mache sich aber verdächtig, ist sich Gössner sicher.

Die Bundesagentur kam wie alle anderen Gewinner nicht nach Bielefeld, um ihren Preis entgegen zunehmen. Dafür reagierte die Bundesregierung prompt: Man werde die Bedenken der Datenschützer ausräumen, heißt es in einer Pressemitteilung vom 28. Oktober, also einem Tag vor der BBA-Verleihung auf der Regierungs-Homepage [3]. Woher die Bundesregierung diese Gewissheit nimmt, bleibt allerdings ihr Geheimnis. In der kurzen Erklärung sagt sie nämlich nur zu, die Zugriffsdaten auf die Personendatenverwaltung der Bundesagentur so schnell wie möglich zu protokollieren. Zu den anderen Kritikpunkten, die zum Gewinn des Preises führten, schweigt sie sich aus.

Armex GmbH: Das Kinderlasso per Handy

Unglücklich auch die Armex GmbH: Sie verkauft »TrackYourKid« und gewann dafür einen Award in der Kategorie »Kommunikation«. TrackYourKid soll für Eltern die elektronische Kontrolle ihrer Kinder ermöglichen. Die Erziehungsberechtigten senden der Firma eine Anfrage per SMS und erhalten darauf hin die Position ihres mit einem Handy ausgestatteten Sprösslings. Dies biete keine Sicherheit, sondern greife vielmehr in die Rechte des Kindes ein, kritisiert die BBA-Jury. Die Handyüberwachung gebe Eltern ein Instrument in die Hand, das Kinder nicht zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern, sondern zu willigen Untertanen einer Kontrollgesellschaft erzieht, moniert Laudatorin Karin Schuler von der Deutschen Vereinigung für Datenschutz.

»Wir sind alle willige Untertanen einer Kontrollgesellschaft. Nutzen Sie keine Payback-Karten?«, teilt Armex zum Award-Gewinn mit. Womit Armex voll ins Fettnäpfchen tritt: Loyality-Partner, die Betreibergesellschaft der Payback-Karte, erhielt bereits vor vier Jahren einen BigBrotherAward. Denn diese Rabattkarten dienen einzig dazu, personalisierte Daten zum Kaufverhalten von Tausenden von Verbrauchern zu gewinnen und kommerziell zu nutzen.

Lidl: Mitarbeiter werden überwacht

Auch die Supermarktkette Lidl ist verärgert über ihren Preis. Lidl ist billig. Der Preis dafür: Ein »nahezu sklavenhalterischer Umgang mit ihren Mitarbeitern«, wie Rena Tangens in vom FoeBuD in ihrer Laudatio urteilt. So sei unter anderem berichtet worden, Lidl verbiete in Tschechien seinen Angestellten Toilettengänge. Mit einer Ausnahme: Weibliche Arbeitskräfte, die gerade ihre Tage haben, dürfen zwischendurch auf die Toilette, wenn sie für alle sichtbar ein Stirnband tragen. Lidl dementiert dies allerdings. Für diese und weitere Taten, wie die heimliche Videoüberwachung von Angestellten in einigen deutschen Fililalen, erhielt Lidl-Eigentümer Dieter Schwarz den Preis in der Kategorie Arbeitswelt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kündigt für den 10. Dezember, den internationalen Tag der Menschenrechte, ein »Schwarzbuch« Lidl an. [4] In der Dokumentation sollen Beispiele für »menschenunwürdige Behandlung« der 20.000 Lidl-Mitarbeiter präsentiert werden.

Canon: Kopien mit versteckter Signatur

Den BBA im Bereich Technik erhielt die Firma Canon. Sie verkauft bereits seit Jahren still und leise Farbkopier, wo eine im Gerät gespeicherte Kennnummer unbemerkt auf allen Kopien mit ausgegeben wird. Da jeder Kopierer eine Seriennummer hat, lässt sich die Herkunft einer Kopie ermitteln. Dies soll das Fälschen von Banknoten und Schecks unterbinden.

Käufer und Nutzer der Geräte werden jedoch im Unklaren gelassen: In den Bedienungsanleitungen finden sich keine Hinweise auf die Kennzeichnung. Was für die Strafverfolgung noch gerechtfertigt erscheinen mag, sei eine Gefahr für die Informationsfreiheit, sagte Frank Rosengart in seiner Laudatio bei der Verleihung des Awards und fragte: »Wer wird sich noch trauen, Bestechungsskandale aufzudecken und entsprechende Beweise zum Beispiel an die Presse weiter zu reichen, wenn er weiß, dass die Anonymität einer Kopie nicht mehr gewährleistet ist?« Mitarbeiter von Copy-Shops haben bestätigt, dass es in der Vergangenheit bereits konkrete Anfragen von Ermittlungsbehörden gab.

Bundesgesundheitsministerin: Der gläserne Patient

In dem Bereich »Gesundheit & Soziales« erhielt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt einen BigBrotherAward. Durch die versichertenbezogene Datenverarbeitung komme es zu einer massiven Verschlechterung des Datenschutzes für die Patienten, heißt es in der Begründung der Jury. Diese Form der Datenverarbeitung führte das Gesundheitsministerium mit dem Modernisierungsgesetz zur gesetzlichen Krankenversicherung ein, dass seit Anfang 2004 allen Patienten auch die Praxisgebühr bescherte. In dem Gesetz werde ein fundamentaler Richtungswechsel bei der Datenverarbeitung durch die Krankenkassen vorgenommen, der zu einer massiven Verschlechterung des Datenschutzes für die Patienten führe, führt Laudator Hülsmann vom FifF aus. Die Krankenkassen rechnen seitdem die Krankheitskosten nicht mehr anonymisiert und fallbezogen ab, sondern erhalten neben den Rechnungen von Apotheken und Krankenhäusern auch die von sämtlichen ambulanten Behandlungen übermittelt -- und zwar personenbezogen. Damit entsteht bei den Krankenkassen ein lückenloses Krankheitsprofil von sämtlichen Mitgliedern.

Diese datenschutzrechtlichen Risiken hätten durch die Verwendung moderner und datenschutzfreundlicher Technik einschließlich der Pseudonymisierung vermieden werden können. Diese Möglichkeiten sind aber vom Gesundheitsministerium nicht berücksichtigt worden.

Tchibo: Neben Kaffee werden auch Kundenadressen verkauft

In der Kategorie »Wirtschaft & Verbraucherschutz« konnte sich Tchibo den unbeliebten Preis ergattern. Die Tchibo direct GmbH, die eben nicht Kaffee verkauft, sondern Unterwäsche, Aromakerzen und Mobiltelefone -- also das komplette Sortiment der Warenwelt -- veräußert ihre angesammelten Adressen der Tchibo-Direkt-Kunden über die Arvato/AZ auf dem Adressenmarkt. Und dies, obwohl in den Prospekten und im Inernet zu lesen ist: »Alle persönlichen Daten werden vertraulich behandelt«.

Laudator Alvar Freude hat herausgefunden, was tatsächlich mit den Adressen der Kunden geschieht. Das verraten die Prospekte der Firma AZ Direct, einem Unternehmen des Bertelsmann Konzerns. AZ Direct verkauft die Tchibo-Kunden-Adressen. »Sie suchen Postkäufer, die bei ihrer Bestellung auf starke Marken ebenso viel Wert legen wie auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis? Sie benötigen Anschriften von Familien, die beim Einkauf auf die Vielfalt und Qualität eines Angebotes achten? Sie brauchen Adressen von Personen, die häufig und spontan Produkte für sich und ihre Familie per Katalog bestellen? Dann ist der Kundenstamm von Tchibo genau richtig für Sie«, heißt es in dem AZ-Prospekt.

Justizministerin Brigitte Zypries: Festhalten am Großen Lauschangriff

Der Award der Kategorie »Politik« ging an die Justizministerin Brigitte Zypries für ihr »Festhalten am Großen Lauschangriff«. Das Bundesverfassungsgericht hat am 3. März dieses Jahres die Entscheidung gefällt, nach der das Abhören von Menschen in Privatwohnungen nur erlaubt ist, wenn strenge Regeln eingehalten werden. Dabei hat das Gericht die Hürden für eine verfassungsgemäße Regelung sehr hoch gelegt. Polizeipraktiker sind sich dabei einig mit Rechtswissenschaftlern und Datenschützern. Sie alle gehen davon aus, dass große Lauschangriffe in Zukunft extrem kompliziert und damit kaum noch durchführbar sind, zumal die Ergebnisse vielleicht noch nicht mal im Verfahren verwendet werden dürfen.

Man hätte diesen Richterspruch zum Anlass nehmen können, auf den Großen Lauschangriff ganz zu verzichten, erklärte Fredrik Roggan von der Humanistischen Union in seiner Laudatio. »Dies wäre eine sinnvolle Entscheidung gewesen.«

Universität Paderborn: Überwachung im Irrglauben der Sicherheit

Den Regionalpreis erhielt Nikolaus Risch, Rektor der Universität Paderborn, für die Überwachung von Hörsälen und Rechnerräumen. »Dr. Risch manifestiert mit seinen Video-Kameras den Irrglauben unserer Zeit, dass ´Überwachung` mit ´Sicherheit` gleichzusetzen ist«, erklärte padeluun vom FoeBuD in seiner Laudatio. Die Kameras seien dazu da, den Diebstahl von Rechnern und Beamern zu verhindern, lautet der universitäre Überwachungsgrund. Damit sei Nikolaus Risch auf die Propaganda der »Sicherheits-Industrie« hereingefallen. »Videokameras verhindern keine Diebstähle. Dafür gibt es Schlösser, Seile, Metallbügel«, klärte padeluun auf. Die Universitätsleitung hat sich für Dome-Kameras entschieden, bei denen die Anwesenden im Hörsaal nicht sehen können, wohin die Kameras gerade gucken. »Das lässt nur einen Schluss zu: Es geht auch hier um die Omnipräsenz des Big Brother-Auges, um Abschreckung und das Gefühl ´Du bist nirgendwo mehr unbeobachtet`.«

Die Universitätsleitung kam nicht zur Preisverleihung, erklärte aber noch am selben Tag ihr Unverständnis: Die Maßnahmen seien doch auch mit dem Landesbeauftragten für den Datenschutz abgestimmt, folglich unbedenklich. Im Gegenteil sei das Konzept mit bisher 33 Kameras sehr erfolgreich, die Überwachung werde »im Interesse der Hochschulangehörigen sowie ihrer Gäste weiter ausgebaut«. Man wolle Diebstähle, Sachbeschädigungen und körperliche Gewalt verhindern. »Die Universitätsleitung hat das Problem überhaupt nicht verstanden, vielleicht hat sie noch nicht einmal die Laudatio gelesen«, ist sich padeluun vom FoeBuD sicher. Nach der Preisverleihung haben sich zahlreichende Studierende der Universität Paderborn beim FoeBuD für den Preis an die Paderborner Uni bedankt. Denn entgegen der offiziellen Darstellung sind viele Studierende gar nicht begeistert von der Überwachung. Aus Kreisen der Studierenden wurde dem FoeBuD auch berichtet, dass es ohne große technische Kenntnisse möglich sei, die Videobilder, die in einem Computer einlaufen, mit anzuschauen, ganz entgegen der Behauptung der Universitätsleitung, nach »menschlichem Ermessen« sei Missbrauch ausgeschlossen. Ein Teil der installierten Kameras ist aufgrund des bekannt gewordenen Hacks zwischenzeitlich abgeschaltet worden.

Die Fachschaften Mathematik und Informatik der Universität hat zu einer Veranstaltung zum Thema Videoüberwachung am 20. Dezember 2004, 18 Uhr im Hörsaal C1 der Paderborner Universität eingeladen. Auch der FoeBuD ist eingeladen.

[1] Alle Infos zu den BigBrotherAwards unter: http://www.bigbrotherawards.de/2004/

[2] Die Jury 2004: Rena Tangens, padeluun
Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V. [FoeBuD]
Karin Schuler
Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. [DVD]
Frank Rosengart
Chaos Computer Club e.V. [CCC]
Alvar C. H. Freude
Förderverein Informatik und Gesellschaft e.V. [Fitug]
Werner Hülsmann
Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. [FIfF]
Dr. Fredrik Roggan
Humanistische Union e.V. [HU]
Dr. Rolf Gössner
Internationale Liga für Menschenrechte [ILMR]


[3] Pressemitteilung nachzulesen unter: http://www.bundesregierung.de/Politikthemen/Arbeitslosengeld-II-Hartz-IV/-,11870,0/Nachrichten.htm

[4] Ankündigung des Schwarzbuchs unter: http://www.verdi.de/handel/einzelhandel/unternehmensinformationen/lidl

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5) Nach 15 Jahren: Mailbox-System BIONIC abgeschaltet

Der FoeBuD hat sein Mailboxsystem BIONIC feierlich bei der PUBLIC DOMAIN Anfang Oktober abgeschaltet. Der Aufwand, die BIONIC weiter zu betreiben, wäre zu groß gewesen. Bereits 1987 entstand die Arbeitsgemeinschaft »Bielefelder MailBox« mit dem Ziel, eine allgemein zugängliche MailBox mit einem interessanten Angebot zu schaffen. 1989, in der Pionierzeit der Kommunikation mittels Computern, war es dann soweit: Die BIONIC ging ans Netz. Die BIONIC entwickelte sich zu einem der größten Knoten in verschiedenen Netzen wie dem Zerberus- und CL-Netz. Parteien, Gewerkschaften, Bürgergruppen oder auch die Zeitung Junge Welt nutzen BIONIC zu einer Zeit, als noch niemand vom Internet sprach. Mit BIONIC konnte per Mail kommuniziert werden, hinzu kam ein System von »Schwarzen Brettern« (vulgo: Newsgroups), in denen sich die Teilnehmer zu den vielfältigsten Themen austauschen konnten.

Spätestens mit dem Krieg in Jugoslawien wurde BIONIC auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Das ZaMir-Netz ermöglichte es, dass Menschen in den verfeindeten Regionen miteinander »sprechen«“ konnten. Denn im Krieg, der 1991 begann, war die Kommunikationssperre ein Mittel der Kriegsführung, die Telefonleitungen zwischen Serbien und Kroatien waren gekappt. ZaMir -- das serbokroatische Wort für Frieden -- entstand 1992 mit ersten Mailboxen in Zagreb (Kroatien) und Belgrad (Serbien). Später folgten weitere Städte im Kriegsgebiet. Über Telefonleitungen wurde das Netz von Bielefeld aus technisch umgesetzt. Mailboxrechner sammelten die elektronischen Briefe, riefen mehrere Mailboxen an und schickten die Post weiter. Die Verbindungsstelle zwischen den Rechnern war die BIONIC, die über das Zerberus Netz die weltweite Anbindung bereitstellte. Mit nur drei Telefonleitungen konnten bis zu 5000 Menschen täglich ihre Nachrichten versenden.

Zu seinen besten Zeiten hatte die BIONIC 450 Teilnehmer. Mit dem Beginn des Internethypes haben große Konzerne die kleinen lokal und denzentral organisierten Systeme vom Markt verdrängt.

Die Erfahrungen aus der MailBox werden in der gegewärtigen Arbeit des FoeBuD umgesetzt: »Wir haben damals gelernt, wie wichtig Datenschutz ist«, erklärt padeluun im Rückblick. Eine Verschlüsselung der Post war nötig, damit die Post der User nicht mitgelesen werden konnte. FoeBuD verbreitete erfolgreich PGP (Pretty Good Privacy), ein Verschlüsselungsprogramm für Netz-Kommunikation. Vom PGP-Buch verkaufte der FoeBuD 12.000 Exemplare.




6) Rückschau: PUBLIC DOMAIN #133 mit Felix Kolb

Der Anlass der feierlichen Abschaltung der BIONIC war gut gewählt. Bei der PUBLIC DOMAIN#133 ging es auch um’s Scheitern und Erfolge. Und darum, wie es weitergeht mit der guten Arbeit. Ein Rückblick auf die PUBLIC DOMAIN Anfang November mit Felix Kolb »1000 Tipps für eine gelungene Revolution« im WebWecker Bielefeld: http://www.webwecker-bielefeld.de/?22763




7) Jetzt mit Schaufenster: Datenschutzshoppen beim FoeBuD

Der Internetshop des FoeBuD läuft und läuft und läuft. Bisher waren die bewegenden Aufkleber, Kapuzen und Stempel zum Thema Datenschutz allerdings nur im Internet zu bewundern und zu kaufen. Jetzt bekommen sie temporär auch ein eigenes Schaufenster in der Marktstraße 18, die Adresse des FoeBuD in Bielefeld. Wer also in der Nähe wohnt, könnte ja mal ein Schwenk in die Marktstraße machen und schaufensterln.

Shoppen beim FoeBuD: https://shop.foebud.org




8) PUBLIC DOMAIN #134: Matrix Revoluzzer

Am Sonntag, den 5. Dezember, wird’s futuristisch im Bunker Ulmenwall: Michael Schöngarth erläutert das Subversionspotential populärer Action- und Science-Fiction Filme wie Terminator oder Matrix. Der Studienrat aus Minden findet das spannend, was anderen Zuschauern egal ist oder sie gar nervt: Die Tiefe hinter den Bildschirmen. Schöngarth kommt so von der Blockbuster-Kultur zu einer Kritik der politischen Ökonomie und der Ideologie der bürgerlichen Gesellschaft. Er wird seine Ansichten anhand von Filmbeispielen erläutern.

Für die Zukunft denkt der FoeBuD darüber nach, die Veranstaltungsreihe PUBLIC DOMAIN per Live-Stream in die unendliche Netzwelt zu senden.

PUBLIC DOMAIN #134 am Sonntag 5. Dezember, 15 Uhr. Bunker Ulmenwall, Kreuzstraße 0, Bielefeld. Weitere Informationen: http://www.foebud.org

PUBLIC DOMAIN – Das monatliche Studium generale beim Club der freundlichen Genies. Öffentliche und kritische Wissenschaft kostet Geld, spenden Sie! Konto 2129799, Sparkasse Bielefeld, BLZ 480 501 61




9) Vorschau:

Mittwoch, 24. November: Rena Tangens in der WDR-5 Sendung: »Neugier genügt«. Sie wird portraitiert in der Reihe »Starke Frauen«. 11.30 Uhr – 11.50 Uhr, WDR 5. Mehr Infos zur Sendung: http://www.lernzeit.de/sendung.phtml?detail=398565

Bielefeld: Sonntag, 5. Dezember: PUBLIC DOMAIN #134
Matrix Revoluzzer -- Das Subversionspotential im populären Action - und Science-Fiction Film. Mit Michael Schöngarth. 15 Uhr, Bunker Ulmenwall

Paderborn: Montag, 20. Dezember 2004: Veranstaltung der Fachschaft Mathematik und Datenverarbeitung zum Thema Videoüberwachung. Mit Prof. Dr. Nikolaus Risch, Rektor der Uni Paderborn (angefr.), eine Gruppe des ChaosTreffs Paderborn und padeluun vom FoeBuD, Laudator des BigBrotherAwards. Hörsaal C1, Universität Paderborn

Berlin: Montag, 27. – Mittwoch, 29. Dezember: Der 21. Chaos-Congress des Chaos Computer Clubs über »Technologie, Gesellschaft und Utopien«, unter anderem mit einer Präsentation der BigBrotherAwards aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Berliner Congress Cenrum (BCC) am Alexanderplatz. Weitere Informationen: http://www.ccc.de/congress/2004/




Andere über FoeBuD:

Heute: Götz Hamann und Marcus Rohwetter in »Die Zeit« vom 18. November »Wir werden alle ausgespäht«: »Es ist bedenklich, dass kaum jemand weiß, welche Daten über ihn gespeichert sind. Es ist äußerst bedenklich, dass kaum jemand weiß, wer diese Daten gerade besitzt. Bedenklich ist es hingegen nicht, dass sich nur eine Minderheit dagegen wehrt. Das ist dramatisch«.




Spenden:

Die Arbeit des FoeBuD kostet Geld: Spenden sind willkommen über die Kontonummer 2129799 bei der Sparkasse Bielefeld (BLZ 48050161). Auch kleinere Beträge – 10 oder 20 Euro pro Monat – helfen uns weiter, unabhängig arbeiten zu können. Regelmäßige Spenden ermöglichen uns, unser Budget besser planen zu können.

Wer regelmäßig spenden möchte, kann zugunsten des FoeBuD einen Dauerauftrag erteilen oder eine Lastschriftermächtigung erteilen. Lastschriftermächtigungen sind auch online möglich unter https://www.foebud.org/spende/formmailer

Der FoeBuD schickt eine jährliche Spendenquittung.




Kontakte:
Internet: https://www.foebud.org, Mail: foebud@bionic.zerberus.de
www.bigbrotherawards.de, www.stoprfid.de, www.spychips.de
FoeBuD e.V., Marktstr. 18, D-33602 Bielefeld,
Tel: 0521-175254, Fax: 0521-61172
Der FoeBuD-Shop: https://shop.foebud.org
Online-Spenden: https://www.foebud.org/spende/formmailer


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Manfred Horn, Rena Tangens, padeluun
2005-09-12 17:02