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FoeBuD-Newsletter: Ausgabe 003, April 2004

Weiter mit RFID, in Düsseldorf findet vor dem Hilton Hotel eine Anti-RFID-Demo statt; die Medien interessieren sich für unsere Positionen brennend; Berlin -- München -- Zürich -- wir eilen von Vortrag zu Vortrag; Jan Hennig war für uns in Brüssel und nebenbei haben wir noch einen Offenen Brief an die Luftfahrtorganisation ICAO unterzeichnet.

Inhalt:
1) RFID: Die Auseinandersetzung geht weiter

Die Geschichte um die RFID – Radio Frequency Identification – geht weiter. Hinter dem Namen verbirgt sich ein neues technisches System, Gegenstände per Funkwellen zu identifizieren. Es handelt sich dabei um an Produkte angebrachte oder gar eingearbeitete kleine Chips mit Antenne, sogenannte Tags, die – wenn sie in die Nähe eines entsprechenden Lesegerätes kommen – Informationen aussenden. Schnüffelchips also.

FoeBuD arbeitet seit Monaten intensiv gegen die Einführung von RFID im Konsumentenbereich. Nachdem Ende Februar FoeBuD und andere Organisationen vor dem Future-Store in Rheinberg demonstrierten, hat der Betreiber Metro, der seit einem Jahr die RFID-Technik an einigen Produkten im Future-Store testet, eine erste Konsequenz gezogen: Der Handelsriese zog seine Future-Store-Kundenkarten aus dem Verkehr, sie waren mit RFID-Chips ausgestattet. Die Kunden waren darüber nicht informiert. Auf dem Postweg hat Metro den Kartenbesitzern in den vergangenen Wochen RFID-lose Karten zugesandt.

Demo in Düsseldorf kommt

Ein wichtiger Teilerfolg, doch damit ist die Einführung von RFID im Kundenbereich noch nicht verhindert. Am 3. und 4. Mai findet im Hilton-Hotel in Düsseldorf eine Handelsblatt-Tagung zum Thema RFID statt, Kritiker sind für das Podium nicht geladen [1]/[2]. Die Teilnehmer der Tagung unternehmen auch einen garantiert kritikfrei geplanten Ausflug in den nahe Düsseldorf liegenden Future-Store. In seiner aktuellen Ausgabe hat das Handelsblatt die Stimmung schon mal angeheizt: Katherine Albrecht, die im Februar in Bielefeld weilte, um über RFID und die weltweiten Proteste gegen die Einführung der Technik zu berichten, sei auf einem »Kreuzzug«, sei eine »selbst ernannte Verbraucherschützerin«. Ihr Einsatz gegen RFID sei völlig überzogen, darf ein gewisser Jörg Pretzel, Chef des Kölner Strichcode-Lizenzgebers CCG in dem Artikel sagen. Kurz: Der Artikel diffamiert Katherine Albrecht und die Kritik an RFID. Ein unlauteres Vorgehen des Handelsblatts, fällt die Veröffentlichung des Artikels doch ganz zufällig in die Woche vor der Pro-RFID-Tagung in Düsseldorf, die das Handelsblatt selbst veranstaltet.

Passenderweise rufen der Chaos-Computer-Club, die Initiative Stop1984 und FoeBuD für Dienstag, 4. Mai, 13.30 Uhr, zu einer Kundgebung direkt vor dem Hotel auf, um gegen eine unkontrollierte Einführung von RFID zu protestieren und den Tagungs-Teilnehmern eine andere Perspektive der Dinge anzubieten.

Medien interessieren sich für Kritik und Forderungen des FoeBuD

Der FoeBuD wurde in den vergangenen Wochen immer wieder eingeladen und von aus dem In- und Ausland nach Bielefeld gereisten Journalisten befragt: Immer ging es um RFID, die Kritik daran und um die Forderungen des Vereins. Die sprechen eine klare Sprache: 1) Keine unkontrollierte RFID-Einführung. 2) Runder Tisch vor Einführung von RFID. 3)Keine RFID auf oder in Produkten im Verkaufsraum. 4) Keine RFID auf oder in Kunden- oder Kreditkarten. 5) Kein Tracking (Verfolgung) von Personen weder direkt, indirekt und durch Produkte. 6) Keine RFID-Auswertung für CRM (personenbezogenes Marketing).

Wenn man in Google.de als Suchbegriff die Buchstaben RFID eingibt, befindet sich der FoeBuD auf den ersten zwei Plätzen, gefolgt vom Heise-Verlag.

Berlin-München-Zürich: Diskussion um RFID

Geladen war padeluun vom FoeBuD am 5. April auf das Podium einer Veranstaltung zu Smart-Chips der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin. Smart Chip ist lediglich eine andere Bezeichnung für die RFID-Chips. Die Frage blieb auch für die Böll-Stiftung die gleiche: »Kleine Brüder oder große Chance?«. So saßen mit Fritjof Walk von ›FEIG Electronics‹ [3] und Jörg Pretzel, Geschäftsführer von ›Centrale für Coorganisation GmbH‹ [4] auch Befürworter der Technik auf dem Podium.

Nach Berlin dann München: padeluun und Axel Rüweler weilten am Ostermontag im dortigen Welthaus. Im Rahmen eines Austausch- und Fortbildungswochenendes des Chaos Computer Clubs – nett mit ›Easterhegg‹ betitelt – gestalteten sie äußerst kreativ ein Informations- und Bastelnachmittag zum Thema RFID. Über 100 Teilnehmer waren begeistert.

Ähnliches Interesse erfuhr Rena Tangens vom FoeBuD: Sie war in der Woche nach Ostern in der ›Roten Fabrik‹ in Zürich [5]. Die Schweizer ›Big-Brother-Awards‹-Gruppe [6] hatte in das Kulturzentrum unter dem Motto »Frühlingsüberwachen« geladen. Dort fand sie als erstes einen alternativen Stadtplan vor: Auf dem sind sämtliche Überwachungskameras der Züricher Bezirks 4 eingetragen [7]. Rena Tangens nun sprach zum Thema RFID und führte 50 Interessierten ein Lesegerät für die Schnüffelchips vor.

EU-Tagung in Brüssel um RFID

Bielefeld - Brüssel ist eine lange Reise. Jan Hennig, assoziierter FoeBuD´ler nahm sie auf sich, war 26 Stunden auf den Beinen oder mit den Beinen im Zug. Sein Ziel: Ein öffentlicher Workshop der Europäischen Union zum Thema RFID. Dort diskutierten am 20. April vor allem Forschungs-, Hersteller- und Anwenderunternehmen [8]. Das Ziel der RFID-Befürworter: Das Vertrauen der Verbraucher gewinnen. Schließlich wollen ja alle Gegenstände unbedingt miteinander kommunizieren. Zwar wissen die Unternehmen wissen inzwischen Bescheid, was die Bedenken von Bürgern angeht. Datenschutz wird aber erst dann zum Thema, wenn dadurch Umsatz und Gewinn gefährdet sind. Deutliche Kritik vom Podium aus äußerte aber Stephan Engberg von den dänischen Big-Brother-Awards.

FoeBuD: Offener Brief an Luftfahrtorganisation

Der FoeBuD hat auf seinen Seiten einen offenen Brief an die an die internationale Luftfahrtorganisation ICAO [9] veröffentlicht. In dem Schreiben wird auf die Verletzung der Privatsphäre durch biometrische Systeme hingewiesen. In naher Zukunft sollen Ausweise mit biometrischen Merkmalen wie beispielsweise einem Iris-Scan ausgestattet werden, gespeichert auf einem RFID-Chip. Die ICAO solle Grenzen für die unangemessene Sammlung, Auswertung Speicherung und den Transfer von Daten schaffen, fordert nun der FoeBuD in dem offenen Brief.

Die 41 Unterzeichner – Bürgerrechts- und Datenschutzvereinigungen vor allem aus Europa und Nordamerika – rufen die ICAO auf, zumindest spezifische Anforderungen zu formulieren, die sicherstellen, dass die Einzelstaaten ihr Mandat nicht dazu ausnutzen, nationale biometrische Datenbanken aufzubauen. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 werden Fluggesellschaften unter Druck gesetzt, verschärfte, auf Biometrie basierende, Personenkontrollen einzuführen.

[1] http://partner.vhb.de/euroforum/21597/vision_01_ankuendigung.htm
[2] http://www.golem.de/events/0403/1819.html
[3] http://www.feig.de
[4] http://www.ccg.de
[5] http://www.rotefabrik.ch
[6] http://www.bigbrotherawards.ch
[7] http://www.bigbrotherawards.ch/doc/cctv
[8] http://www.heise.de/newsticker/meldung/46708
[9] http://www.foebud.org/texte/aktion/icao/index.html


2) Der FoeBuD-Shop: Ein Pesthörnchen bitte!

Despektierlich gesagt: Die Devotialien-Abteilung kommt voran. Identifikatorisch gesprochen: Sie haben bald mehr Möglichkeiten, sich als Symphatisant des FoeBuD zu manifestieren. Auf den FoeBuD-Seiten [1] finden sich ab nächster Woche Aufkleber, T-Shirts, merkwürdige Illuminaten-Folien, kleine Kunstwerke. Thema ist selbstredend der Datenschutz, auch zu RFID findet sich allerlei zum ablehnenden und baumwollenen Tragen, plastifizierten anstecken oder auftragen.

Wer FullService rund ums GuteGewissenKaufen haben möchte, kann einen Mausklick weiter bei 3dsupply [2] nachkucken. Ein Teil des FoeBuD-Angebots soll dort der breiteren Masse zugänglich gemacht werden, um dem FoeBuD neue Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen.

Ein anderes kaufbares Objekt der Shopseite als Aufkleber oder Shirt ist das ›Pesthörnchen‹, eine spielerische und bewusste Abwandlung des guten, alten Posthorns. Die Modifikation des Deutsche-Post-Logos in Richtung eindrucksvoller Totenkopf hat viele Freunde gefunden und gilt heute auch als inoffizielles Logo des Chaos-Computer-Club. Die Logomodifikation stammt aus den Zeiten, als die Post die Nutzung von Modems noch mit hohen Strafen belegte. Im vergangenen Jahrhundert, die christliche Menschheit schrieb das Jahr 1990, entwickelte Rainhard Schrutzki [3] das Logo im Auftrag des FoeBuD. Ein Jahrhundert später ist die Post nicht mehr die Post, die Modems schneller oder gar obsolet und die Bestrafung abgewendet, das Pesthörnchen erkennt aber immer noch jeder.

[1] http://www.foebud.org/spiel/versand/index.html
[2] http://www.3dsupply.de/3d/shop/showkat.php?KPATH=21
[3] http://www.schrutzki.net/bilder


3) Vorschau

30. April bis 2. Mai: Hack’eM.

Wie kommt der Computerfreund am besten in den Mai? Mit Hack’eM, was genau heißt: Hack’ in d’e’n ‘M’ai. Der Chaos-Computer-Club (CCC) Bielefeld ist Veranstalter. Eingeladen sind alle Interessierten und Neugierigen. Es wird Vorträge, Workshops und ein Hackcenter geben. Das ganze findet in den neuen Räumen des CCC im ArbeiterInnen-Jugend-Zentrum, Heeperstr. 132, 33607 Bielefeld, statt. Dort wird zeitgleich das 30-jährige Bestehen des autonomen Zentrums gefeiert.

http://www.ccc.de/calendar/2004/bielefeld-hackem


Public Domain #130. Sonntag, 2. Mai: Schau mir in die Augen! – Biometrie in Sichtweite

Lisa Thalheim und Jan Krißler klären am 2. Mai in Bielefeld ausführlich über Biometrie auf. Sie sprechen nicht nur über technische Seite der nahenden Erfassung, sondern auch über deren politischen Implikationen. Thalheim und Krißler sind internationale Experten im Bereich Biometrie. Ihr Wissen veröffentlichten sie auch schon in der renomierten Computer-Zeitschrift c`t. Beide arbeiten im Chaos Computer Club Berlin, studieren Informatik und sprechen über Funktion, Sinn und Unsinn von biometrischen Systemen.

Biometrie bedeutet, dass bald im Reisepass, am Bankautomaten oder am Flughafen Identifizierung durch Körpermerkmale vorgenommen werden soll. Biometrie geschieht durch Fingerabdruck, Iris-Scan, Gesichtserkennung, Handgeometrie, Wärmebilder und vieles mehr. Biometrie bedeutet automatisierte Nutzeridentifikation, Zutritt nur, wenn die aufgezeichneten Merkmale übereinstimmen. Doch sind die Erkennungssysteme überhaupt praktikabel. Und: Was ist mit Persönlichkeitsrechten und Datenschutz?

Sonntag, 2.Mai, 15 Uhr, Bunker Ulmenwall, Kreuzstraße 0, Bielefeld. Eintritt: 3 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 frei. In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung NRW

http://www.biometrische-systeme.org
http://www.foebud.org/pd/pd130


Dienstag, 4. Mai: Kundgebung Stop RFID

Das Handelsblatt lädt zu einer Pro-RFID-Tagung im Düsseldorfer Hiltonhotel. Chaos-Computer-Club und FoeBuD rufen zu einer Kundgebung vor dem Hotel auf, um den Tagungsteilnehmern und der Öffentlichkeit die Kritik an RFID deutlich zu machen.

Die Kundgebung wird um 13.30 Uhr vor dem Hilton-Hotel, Düsseldorf, stattfinden.

Weitere Infos: http://www.foebud.org

Public Domain #131. Sonntag, 6. Juni: Hinz und Kunz
Und Müller-Lüdenscheid. Konrad Kunze, Professor für Sprachgeschichte an der Universität Freiburg und Autor des dtv-Atlas Namenkunde referiert mit Vergnügen über unsere Familiennamen. In den Namen verdichten sich historische Ereignisse, alte Techniken und Künste, ein spannender Schatz, den Kunze ans Tageslicht oder besser Bunkerlicht holt.

Sonntag, 6.Juni, 15 Uhr, Bunker Ulmenwall, Kreuzstraße 0, Bielefeld. Eintritt: 3 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 frei. In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung NRW

http://www.foebud.org/pd/pd131/


Andere über FoeBuD

Heute: Joachim Jacob, ehemaliger Bundesdatenschutzbeauftragter: »Die Tätigkeit des FoeBuD ist ein interessanter Ansatz, die Anliegen des Datenschutzes einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und die Sensibilität beim Umgang mit personenbezogenen Daten der Bürger zu steigern«.



Die Arbeit des FoeBuD kostet Geld: Spenden sind willkommen über die Kontonummer 2129799 bei der Sparkasse Bielefeld (BLZ 48050161)

Wer regelmäßig spenden möchte, kann FoeBuD gerne eine Lastschriftermächtigung zusenden. FoeBuD sorgt vollautomatisch für's monatliche oder vierteljährliche Abbuchen und die jährliche Spendenquittung.

Der FoeBuD wächst – neue Mitglieder sind willkommen!

Kontakte:

Internet: https://www.foebud.org, Mail: foebud@bionic.zerberus.de
www.bigbrotherawards.de, www.stoprfid.de, www.spychips.org
FoeBuD e.V., Marktstr. 18, D-33602 Bielefeld,
Tel: 0521-175254, Fax: 0521-61172

Manfred Horn, Rena Tangens, padeluun
FoeBuD e.V. -- Ãœbernahmen mit Quellenangaben und Verlinkung gestattet
2005-09-23 10:01