Helferlein macht mobil: Ãœberwachung per Funk-Chip
What | Radiosendung |
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When |
2005-10-09 from 22:00 to 23:00 |
Where | Bayern 2 Radio, Zündfunk |
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Noch ist das Szenario, das Pär Ström in "Die Überwachungsmafia" entwirft, Zukunftsmusik. Doch Schlüsseltechnologien der Wirtschaft haben auch das Potential, uns im Alltag auszuspionieren. Eine Sendung von Markus Metz
"Immer wenn Sie ein Geschäft betreten, beginnen winzige Mikrochips, die in ihrer Kleidung angebracht sind, Informationen an unsichtbare Lesegeräte im Laden zu senden: also Angaben über das was Sie auf dem Körper tragen - Hose, Hemd, Pulli, Jacke, Unterhose, Strümpfe, Schuhe, Rock, Schal und Handschuhe, komplett mit Angabe der Marke, des Modells, der Größe und der Farbe. Damit kann sich das Geschäft ein Bild über Ihre Gewohnheiten und Ihren Geschmack in Sachen Bekleidung verschaffen und eine auf Sie maßgeschneiderte Werbung lancieren."
Das Shopping-Paradies, das Pär Ström in seinem Buch "Die Überwachungsmafia. Das gute Geschäft mit unseren Daten" entwirft, ist noch nicht Realität. Noch funken die Chips nur vereinzelt um uns herum. Aber sie stehen bereit, zusehends als Armada kleiner Spitzel über unseren Alltag hereinzubrechen. Revolutionäre Schlüsseltechnologie für die Wirtschaft - gefährliche Schnüffeltechnologie für Datenschützer.
Für das Kürzel RFID hat sich das gut Denglische "Radio Frequenz IDentification" eingebürgert, andere Bezeichnungen sind Funk-Chip oder Transponder. Das Prinzip ist einfach: An jedem Gegenstand, jeder Person, jedem Tier läßt sich ein winziger Chip mit Antenne anbringen. Der speichert eine weltweit eindeutige Identifikationsnummer und beliebige weitere Informationen. Kommt der Chip in die Nähe eines Lesegeräts, funkt er diesem bereitwillig sekundenschnell seine Daten zu. Die Funkchips sind winzig klein, arbeiten verschleißfrei und sind robust, d.h. auch Waschmaschinen können ihnen nichts anhaben.
Radio Frequenz IDentification ist aber nicht nur eine moderne Variante des alltäglichen Barcodes. Denn RFID unterscheidet sich in einem gravierenden Punkt, sagt padeluun, Medienkünstler und Aktivist beim Bielefelder "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs". Der Verein verleiht seit fünf Jahren die deutschen "Big Brother Awards" an Unternehmen, Organisationen und Politiker, die nach Meinung der Jury erheblich die Privatsphäre der Bundesbürger verletzen.
"Wenn ein Barcode auf einem Produkt ist, dann muß man es, um den Barcode zu lesen, unter einen Scanner halten - und ich weiß, jetzt wird es erfasst. Wenn das aber per Funk passiert, dann kriege ich das gar nicht mit. Ich laufe zum Beispiel durch eine Tür, weiß aber gar nichts von einem Lesegerät, das daran angebracht ist. Das ist ein großes Problem, weil es gegen meine Privatsphäre verstößt, gegen meine informationelle Selbstbestimmung."
Sendung: Zündfunk Generator, Sonntag, 09. Oktober, 22.00 Uhr
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2005-10-10 15:36