Das „Unternehmen Stadt“ und seine Drogenszene
What | Vortrag |
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When |
2006-06-19 from 20:00 to 21:30 |
Where | Münster, Frauenstraße 24 |
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Vortrag und Diskussion mit einem Mitarbeiter der Drogenhilfe INDRO e.V.
Im Standortwettbewerb der Städte und Kommunen entdeckt das „Unternehmen
Stadt“ zunehmend die individuellen Kriminalitätsängste und das
persönliche Sicherheitsempfinden seiner Bürgerinnen und Bürger als
wichtigen Wettbewerbsfaktor. Parallel dazu wird die Existenz so
genannter „Randgruppen“ – wie z. B. obdachlose oder drogengebrauchende
Menschen – in öffentlichen Stadträumen immer öfter als
Wettbewerbsnachteil erlebt und als vermeintliche Sicherheits- wie
Arbeitsplatzbedrohung gebrandmarkt.
So ersetzen vollmundige Sicherheitsversprechen verlorengegangene
Arbeitsplatzsicherheit wie zunehmende Ãœberwachung und
(Teil-)Privatisierung ein Verständnis von öffentlichem Raum ersetzen,
das Öffentlichkeit als Ort der Möglichkeit zur freien Kommunikation,
der Vielfalt der Lebenswelten und demokratischen Meinungsbildung
formuliert.
Städtische Kontroll-, Ordnungs- und Wettbewerbspolitik
verwandelt durch räumliche Ausgrenzung aller „Unerwünschten“ – mittels
Videokameras, privaten Sicherheitsdiensten, CentrOs, Business
Improvement Districts u.a.m. – innerstädtische Räume in No-Go-Areas für
„Unpassende“, „Un-Normale“, „Verdächtige“ und wenig Betuchte. Die
Unsichtbarmachung im öffentlichen Raum durch Verdrängung forciert, was
sowieso im Zuge einer allgemeinen politischen wie medialen Einschwörung
auf den nationalen Standortwettbewerb voranschreitet: „Einzelinteresse“
oder „Gruppenbedürfnis“ wird zunehmend übersetzt als „selbstsüchtiger
Egoismus“ – denn „Du bist Deutschland.“ Die Verdrängung im Raum geht
parallel mit einer Verdrängung eigener Themen und eigener Anliegen aus
den öffentlichen Diskussionen.
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang eine Sozialarbeit, die sich parteiliche Anwaltschaft für die Interessen solcher „Randgruppen“ auf ihre Fahnen geschrieben hat ? Sind vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen progressiv-liberal anmutende Projekte – wie z. B. Drogenkonsumräume oder staatlich kontrollierte Heroinvergabe – tatsächlich ein Gewinn für drogengebrauchende Bürgerinnen und Bürger, also als sozialpolitischer Fortschritt zu werten ?
2012-03-29 11:33